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Sparen in der Logistik: Neuauflage unseres Beitrags „Im eigenen Haus anfangen“

Bildquelle: Pixabay
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ein Beitrag von Christian Schober

 

Am 19.04.2011 haben wir erstmals den nachfolgenden Beitrag gepostet. Dieser Beitrag wurde unter dem Titel „Im eigenen Haus anfangen, neue Abläufe beim Verlader bringen rund 25 Prozent Logistikeinsparung“ einige Zeit zuvor in der DVZ Deutsche Verkehrs-Zeitung veröffentlicht worden.

Es ist faszinierend zu sehen, dass der Text genauso aktuell ist, wie vor 12 Jahren! Dass in der Zwischenzeit — vor allem in den letzten Jahren — eine Kostenexplosion im Transport zu verzeichnen war: geschenkt! Der Text passt (wieder).

Der Preisdruck auf Speditions- und Transportunternehmen hat in den letzten Monaten weiter an Schärfe gewonnen. Aber sind dort überhaupt noch Einsparungspotentiale vorhanden? Nein. Es ist lohnender, die Organisation im eigenen Haus zu überprüfen. Dann kommen Kostensenkungen bis 25 Prozent zu Tage. Ein immer niedrigerer Frachtpreis einerseits und eine innovative, hoch qualitative Logistik-Dienstleistung andererseits schließen sich aus. Denn für die Speditionskunden fast unbemerkt explodieren die Kosten in den Logistikunternehmen, um eine hochqualifizierte Transport- und Speditionsdienstleistung durchzuführen und dabei sämtliche gesetzlichen Auflagen zu erfüllen. Die Verlader sind aufgefordert, sich die Frage zu stellen, welche Abläufe sie verändern können, damit der Spediteur günstiger arbeiten kann und diesen Vorteil dann in Form von Preissenkungen weitergeben kann.
 
Selbstverständlich ist es wichtig, regelmäßig Logistikleistungen auszuschreiben. Dies sollte schon geschehen, sich aktuelle Informationen über den Markt, den Wettbewerb und das aktuelle Dienstleistungsangebot von Spediteuren zu holen. Allerdings sollte außerdem die eigene Versandorganisation durchleuchtet werden. Einige wichtige Fragestellungen sind beispielsweise:
 
Wann erfährt der Versand von den Aufträgen?
Die späte Laderaumbeschaffung ist natürlich erheblich teurer als eine Regelfahrt. Der Versand sollte dem Spediteur den Löwenanteil der Versandmenge am Vorabend oder am Morgen des Versandtages avisieren können.
 
Aus welchen Gründen wird Luftfracht oder eine Sonderfahrt notwendig?
Das Fragen nach dem Warum und das interne Aufzeigen der entstandenen Kosten kann in den Fachabteilungen Wunder bewirken. Dasselbe passiert, wenn Sonderkosten plötzlich dem Verursacher zugeordnet werden.
 
Warum werden teure Terminprodukte und Expresssendungen gewählt?
Häufig ist dem Vertrieb gar nicht bewusst, was eine Expressfracht kostet. Der Kunde hat es vor langer Zeit einmal verlangt, seitdem macht man es. Ob es heute gleichwertige kostengünstigere Alternativen gibt, wurde nie in Betracht gezogen. Und es stellt sich die Frage, welche Versandart in den Stammdaten des Kunden hinterlegt ist, die in Absprache geändert werden könnte?
 
Wie lange sind die Mitarbeiter des Versandes mit der Recherche von Sendungen und Reklamationen beschäftigt?
Die Nutzung durchgängiger Barcodes ermöglicht dem Dienstleister die Sendung kostengünstig und ohne separate Erfassung durch seine Organisation zu schleusen. Ein Preisvorteil, der weitergegeben werden kann. Gleichzeitig ist eine Sendungsverfolgung möglich, die wenig Personal bindet.
 
Wie viel Zeit vergeht zwischen Ankunft des Lkw auf dem Betriebsgelände und der Abfahrt vom Hof?
Auch wenn diese Position auf keiner Speditionsrechnung steht: Standzeiten muss der Spediteur dann eben in seiner Kalkulation berücksichtigen.
 
Mit welchen Frachtkosten kalkuliert der Vertrieb oder die Auftragskalkulation beim Frei-Haus-Versand?
Häufig kalkuliert der Vertrieb mit veralteten Preisen oder unzureichenden Informationen oder gar mit Schätzwerten. Die Folge ist, dass in erheblichem Maß Frachtkosten, die dem Verlader entstanden sind, aber nicht an die Kunden weiterberechnet werden, obwohl dies vereinbart war und möglich gewesen wäre.
 
Wie viel Zeit wird für Rechnungsprüfung aufgewendet und welchen monetären Nutzen hat diese?
Die Kosten für eine nutzlose Rechnungsprüfung können beispielsweise bei jährlichen Frachtkosten von 1 Mio. EUR einen „Gegenwert“ von 3,5 bis 4 Prozent Frachtpreisreduktion haben. Eine Analyse ist der erste Schritt. Die Preistabellen mit allen Spediteuren zu vereinheitlichen wäre eine weitere Maßnahme. Oder mit elektronischer Datenübermittlung die Überprüfung zu vereinfachen.
 
Wie hoch das Einsparungspotenzial sein kann, zeigt folgendes Projekt: Der Verlader hatte Frachtkosten von 850 000 EUR jährlich. Eine Ausschreibung brachte eine 13-prozentige Kostensenkung. Eigentlich ein schönes Ergebnis. Verbesserungen im eigenen Unternehmen brachten jedoch noch fast 25 Prozent Einsparungen, also nahezu das Doppelte.

Und die Möglichkeiten sind mit den o. g. Beispielen noch gar nicht ausgeschöpft!

Viel Erfolg bei Ihrem Verbesserungsprojekt wünscht Christian Schober

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