Solidarität in der Corona-Krise? Nicht wirklich!

von Christian Schober

 

Aktuell erleben wir Solidaritätsbekundungen für Menschen aus Berufsgruppen, die "vor Corona" vermeintlich nicht wertgeschätzt waren. Verkäufer*innen gehören dazu, natürlich auch Krankenpfleger*innen und sehr viele  Andere, die jetzt - richtigerweise - als "systemrelevant" gelten.

 "Systemrelevant" waren sie aber schon vorher - und unterbezahlt: nur wollte es niemand wissen. Wenn sich Menschen diesen Berufsgruppen gegenüber nun dankbar zeigen, in den sozialen Medien, oder auch durch Beifall und Gesang auf Balkonen, finde ich das berührend und auch irgendwie schön! Ich fürchte aber, dass das Alles bald wieder vergessen sein wird! Denn schöner wäre es, wenn diese Berufsgruppen dauerhaft finanziell etwas davon hätten.

 

Die Wenigsten aber werden künftig mehr bezahlen wollen - nicht die Arbeitgeber, nicht die Konsumenten, nicht die Industrie, nicht der Handel.

 

Bei einer bestimmten Berufsgruppe sieht man jetzt schon (man muss das Ende der Krise gar nicht abwarten), dass die Diskrepanz zwischen dem Interesse an Gewinnmaximierung einerseits und Empathie und Anteilnahme der Menschen andererseits besonders groß ist: beim Spediteur und seinen LKW-Fahrern! 

Speditionen, deren angestammtes Geschäft nicht gerade der Lebensmitteltransport ist, haben aktuell wenig zu transportieren, weil ihre Kunden nicht arbeiten, nicht handeln oder nicht produzieren. Namhafte Großunternehmen nutzen dies aus und "erpressen" (man sagt "hart verhandeln" dazu) nun diese Speditionen, zu Frachtpreisen zu fahren, die ruinös sind. Die Erlöse sind so gering, dass man davon eigentlich den Fahrern nicht einmal den Mindestlohn bezahlen kann. Darf man heutzutage das Wort "Kriegsgewinnler" noch benutzen? So hätte man diese Personen  und Unternehmen früher nämlich - durchaus abwertend - bezeichnet.

 

Es ist einfach, nur mit Worten Solidarität zu zeigen und die "Systemrelevanz" hervorzuheben. Doch (mehr) zahlen oder auf Gewinne verzichten will kaum jemand. Die Helden von heute werden wenig davon haben, in dieser besonderen Zeit  viel geleistet zu haben und einige Zeit - im Fokus der Öffentlichkeit - offiziell als "systemrelevant" gegolten zu haben.

 

Grüße aus München, Christian Schober

 

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