· 

25 Jahre "München: Eine Sackgasse der Verkehrswirtschaft?"

Foto: Christian Schober
Foto: Christian Schober

am 18.09.1996, also genau vor 25 Jahren, organisierte ich als einer der Sprecher des Juniorenkreises Südbayern im  Landes-verband Bayerischer Spediteure e. V. diese sehr gut besuchte Veranstaltung,  an der auch viele damalige Kommunalpolitiker und Prominenz aus der Münchner Verkehrswirtschaft teilnahmen. Einen würdigen Rahmen bot damals das Arabella Hotel, das seinerzeit als eine der ersten Adressen galt.

 

Thema damals  war: "München: Eine Sackgasse der Verkehrswirtschaft?". Schon seinerzeit sahen wir den Güterverkehr und vor Allem die Innenstadtversorgung kritisch, dabei hatte München nicht nur weniger Einwohner, sondern vor Allem der Online-Handel steckte - im Verhältnis zu heute - noch in den Kinderschuhen! 

Im Prinzip handelte es sich praktisch genau um dasselbe Thema, welches auch heute noch ein Dauerbrenner im Stadtrat und bei den Verantwortlichen ist und wohl auch letztlich - unter Anderem - zur Installation eines Mobilitätsreferats geführt hat.

 

Früher nannte man Aktivitäten, die sich mit der Güterbeförderung zu und in Städten befassten oft "City-Logistik"; heute finden wir die Vorhaben eher unter dem Namen "Urban Logistics" oder "Metropolitan logistics"; das klingt moderner, ändert aber am Status Quo nichts.  Passiert ist nämlich - auf der Lösungsseite - in den letzten 25 Jahren sehr wenig! Die Aufgaben wären in der Zwischenzeit die selben geblieben, allerdings haben sich die Parameter dramatisch verändert: Mehr Menschen, mehr Güter absolut in Tonnage und eine höhere Vielfalt von Gütern. Kleinere Bestellmengen, weniger Lager, mehr Nachfrageorientierung. Digitalisierung, die zu vollkommen anderen - zeitlichen - Anforderungen und "Erwartungen" beim Kunden führen. 

 

In der jüngeren Zeit geistern immer mehr technische Lösungen herum, vom Hamburger Hyper-Loop über Tunnellösungen für Paletten in der Schweiz oder die Güterseilbahn als neue Vision. Und natürlich E-Mobilität und Lastenräder als Heilsbringer. Als ob eine sinnlose Zustellung dann besser wäre, wenn aus dem Auspuff nichts rauskommt! An der prekären Arbeitssituation mancher Fahrer/Zusteller, dem Platzverbrauch und an der Gesamt-CO2-Bilanz der E-Mobilität (die offenbar niemanden interessiert) ändert sich ja nichts. 

 

Dies führt dazu, dass leider wieder - meiner bescheidenen Meinung nach -  zu wenig daran gedacht wird, ob wir nicht unser Verhalten ändern sollten. Ist nicht auch hier der Mensch die Ursache des Problems?

 

Warum muss die Online-Bestellung morgen da sein? Warum kostet die Zustellung nichts (oder viel zu wenig)? Warum kooperieren Logistikdienstleister nicht, sondern fahren mit 6 verschiedenen Fahrzeugen gleichzeitig in die Landwehrstraße? Wie lassen sich diesen völlig unnötigen Fahrten in die Innenstadt vermeiden? Wie stellen wir sicher, dass die bestehenden Transportkapazitäten optimal genutzt werden?

 

So schön und perfekt Logistiklösungen sind und so viel diese auch ermöglichen, ist es doch so, dass Logistik zu günstig ist und nicht nur positive Dinge ermöglicht, sondern eben auch "Auswüchse".

 

Damals wie heute zielen all diese Fragen auf die Vermeidung von Stau und vollen Straßen ab, heutzutage kommt auch noch der immer wichtiger werdende Gedanke der Nachhaltigkeit ins Spiel. Dies führt uns zu neuen Fragestellungen, wie zum Beispiel "Wie lassen sich unnötige CO2 Ausstöße vermeiden?" oder "Lohnen sich alternative Zustellmetoden via Lastenrad etc. für die Verkehrsentlastung?" Oder eben - siehe oben - muss überhaupt so viel mit einem Fahrzeug zugestellt werden? Ist es nicht auch zumutbar, etwas an einer Sammelstelle zu holen? Das hatten wir schon mal und hieß "zum Postamt gehen".

 

Meiner Meinung nach entstehen deshalb keine Veränderungen und Verbesserungen, weil diejenigen, die München beliefern (u. a. Lieferant, Hersteller, Händler und Transportdienstleister) a) damit Ihr Geld verdienen und b) sich nicht in die Karten schauen lassen wollen und deshalb weder bündeln noch kooperieren wollen!

 

Änderungen gibt es dann, wenn der Empfänger und Betroffene - also die Landeshauptstadt München selbst - die Bedingungen und Regeln für die Belieferung vorgibt. Durch eine eigene Behörde oder ein aktives, steuerndes Verkehrsreferat. Beispielhaft gibt es hier in London bereits Ansätze. Zu einer solchen Lösung gibt es also nicht nur bereits "Vorbilder", sondern auch verschiedene Varianten und dokumentiertes Gedankengut. 

 

Ich würde mich freuen, mit Ihnen darüber diskutieren zu können. Die Untätigkeit muss ein Ende haben. Was meinen Sie?

 

Grüße aus einer der schönsten Städte der Welt! Christian Schober

 

#Muenchen #München #LHMünchen #Verkehrspolitik #Citylogistik #Urbanlogistics #Metropolitanlogistics #Logistikkonzepte #E-Mobilität #Nachhaltigkeit #Greenlogistics #Verkehrswirtschaft #Innenstadtbelieferung #AlternativeAntriebe #Emmissionsfrei #Verkehrskollaps #Stau #Transportlogistik #Microhub #Mikrohub #Transportkonzepte

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Christoph Zimpel (Sonntag, 19 September 2021 10:37)

    Herr Schober das Beispiel München gilt wohl für alle Ballungsräume, mir ist kein City Logistik Projekt bewusst das bis heute überlebt hat. Auch in Karlsruhe haben wir nicht durchgehalten weil es keinen Regulierungszwang gab für Logistik und Handel. Das Ergebnis ist der Verkehrsinfarkt.

  • #2

    Christian Schober (Montag, 20 September 2021 14:17)

    Hallo Herr Zimpel, ja Sie haben sicher Recht, danke für Ihren Beitrag! LG Christian Schober